thomas redl
from threshold to threshold  /  roadside picnic  / 

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from threshold to threshold / von schwelle zu schwelle
Biennale Venedig 2009, Palazzo Zarnardi


Der Titel des Films und der Installation bezieht sich auf den Gedichtband Von Schwelle zu Schwelle von Paul Celan aus dem Jahr 1955. Celan, jüdischer Dichter der Nachkriegszeit, schrieb in diesem Band: „Ich hörte sagen, es sei im Wasser ein Stein und ein Kreis und über dem Wasser ein Wort, das den Kreis um den Stein legt.“

In fragmenthaften Bildern zeigt der Film Räume, Orte, Menschen in Übergangs- und Schwellensituationen. Das Flüchtige und Transformatorische sind zentrale Motive – der Moment von Schwelle zu Schwelle, von Übergang zu Übergang. In schemenhaft reduzierten Frequenzen tauchen Bilder aus den Archiven unserer Erinnerung auf – sie scheinen wie aus dem kollektiven Unbewussten entnommen. Spiegelungen auf dunklem Wasser und Bewegungen der Wasseroberfläche bilden filmisch ein durchgängig visuelles Element.

„... stück für stück erinnere ich, erinnert der körper, an seinen rändern, im moment der unverborgenheit, an jenem ort, der mich kennt, und den die welt kennt.“ Thomas Redl

Die Film-Installation beruht auf einem Wechselspiel von Projektion und Spiegelung. Ein Becken mit schwarz gefärbtem Wasser, welches als black mirror dient, ist vor einer Projektionswand installiert. Auf diese Wand wird der Film from threshold to threshold auf den Kopf gestellt projiziert. Auf der schwarzen Wasseroberfläche davor spiegelt sich seitenrichtig der Film und ist somit für den Betrachter lesbar. Das Wasserbecken stellt gewissermaßen eine flüssige Leinwand dar, auf deren Oberfläche der Film abläuft.
Symbolisch verkörpert das schwarze Becken in dieser Installation auch das Unbewusste, die Black Box – die Tiefe des Beckens ist durch das opake Schwarz des Wassers nicht wahrnehmbar. Im Lacan´schen Sinne könnte das opak-schwarz spiegelnde Becken den dritten Raum, das dritte Register darstellen – einen Raum, der nicht durch das Symbolische (Vater/Autorität) und nicht durch das Imaginäre (Wunsch/Vorstellung) belegt ist, sondern in dem sich das Reale und das Selbst unmittelbar spiegeln und treffen. Im besten Sinne begegnet sich der Betrachter selbst in diesem reflektiven Raum.

Kamera-Schnitt-Produktion: Gerald Kofler / Sound: Thomas Nordwest / Übersetzung: Valie Airport

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from threshold to threshold, filmstills