roadside picnic, 2011

Die Welt hinter dem Undenkbarkeitshorizont wahrnehmen. (Thomas Redl)

Der Film roadsite picnic / Picknick am Wegesrand ist als Statement zu den globalen Entwicklungen von Ausnahmezuständen unserer Zeit entstanden. Apokalyptische Bilder sind heute Teil unserer Realität und die Szenarien globaler Katastrophen sind somit Teil unseres Fühlens und Denkens geworden. Paul Virilio spricht in diesem Zusammenhang vom Zustand der kalten Panik, der unsere Zvilisation überschattet.(1) Der Film zeigt in langsamen Sequenzen zerstörte Landschaften und entvölkerte Städte, Orte verlassener Zivilisation – Orte, wo der Mensch anwesend war, aus denen er aber verschwunden ist.
Der Titel des Films bezieht sich auf den gleichnamigen Roman von den Brüdern Strugatzki. Dieser Roman war die Vorlage für den Film „Stalker“ von Andrej Tarkovskij. Darin beschreibt Tarkovskij (1986 gedreht) eine unbetretbare Zone; nur mit dem Stalker ist es möglich in diese Zone zu gelangen, und nur er findet sich in diesem Gebiet zurecht.
In der Essenz des Films geht es um individuelles und kollektives Erinnern, es sind Bilder eines verwundeten Blickes, eines verwundeten Gedächtnisses.(2) Dieser verwundete Blick ist ein Wesenszug unserer Zeit und es sind Fragmente des kollektiven Unterbewusstseins, die hier thematisiert werden. Innere Bilder, die wie in einer Black Box in uns schlummern, und die nach einer Sprache suchen, einem Ausdruck für etwas, das nicht beschreibbar ist, das aber nach Begreifen und Verstehen drängt. Der Blick des Films ist ein entindividualisierter, ein Blick, der abgekühlt und distanziert auf dieWelt schaut, aber indem sich dennoch jeder wiederfinden kann.

(1) siehe Paul Virilio, Warten auf das Unerwartete, in DIE VERBLENDUNG DER KUNST; und PANISCHE STADT, Passagen Verlag, 2007, 2008
(2) Jean Ziegler spricht bei globalen Traumatas vom verwundeten Gedächtnis, welches erst nach einer bestimmten Zeit wieder ins Bewusstsein kommt und dann erst bearbeitet werden kann.


roadside picnic, stills

Kamera-Schnitt-Produktion: Gerald Kofler